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01.10.04   Rendsburg - N-JOY Radio Bühne @ Hanse Cup
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
12.12.04   Frankfurt/M. - Cafe Royal
 
25.12.04   Elsterwerda - Elbe-Elster-Halle
 
14. November 2004   A - Wien - Szene Wien
 
So sah es unser Backliner Daniel:

Von den etwas über neun Stunden Zugfahrt aus der letzten Glut der Delbo/Kate Mosh-Tour in Halle hierher nach Wien habe ich eigentlich nichts mitbekommen und wundere mich im Nachhinein nur wieder einmal darüber, wie viel der Körper ohne die Anwesenheit von Bewusstsein auf die Reihe bekommt. Immerhin musste ich einige Male umsteigen, und trotzdem ist meine Ankunft planmäßig und mein Gepäck nach wie vor vollständig. Thomas und Ben holen mich von Bahnhof ab, weisen mich auf meine angeblich schlechte körperliche Verfassung hin und bringen mich ins Hotel zu den anderen. Ich darf noch schnell aufs Klo, jetzt können wir uns wieder auf Augenhöhe unterhalten, und sofort geht es zum Klub. Schnell wird aufgebaut und der Soundcheck erledigt. Der Mixerplatz liegt drei Meter über dem Erdboden ohne offensichtlichen Zugang. Das Bisschen müde Rechenleistung, das mein Hirn heute zur Verfügung stellt, geht komplett für die Überlegung drauf, wie Ben wohl seine Kisten da rauf bekommen hat und ehrlich gesagt wurmt es mich ordentlich, nicht mitbekommen zu haben, wie er selbst dort hochgeklettert ist. Es kostet mich einen halben Abend, bis mir Idee kommt, dass es möglicherweise einen rückwärtigen Zugang geben könnte. Ich danke Gott, dass ich heute nichts mit Feuer oder starkem Strom zu tun habe.
Nach einem Essen, das mir vorkommt, wie das erste richtige seit Monaten, geht Roman Fischer auf die Bühne und beschallt ein halb verwundertes, halb bewunderndes Publikum. Eigentlich sollten jetzt Tele spielen. Aber einer ist krank. Oder so. Hab ich vergessen.
Dann Virginia Jetzt!, die für meinen Geschmack ein sehr gutes Konzert spielen. Die Jungs sind nachher nicht so begeistert. Es wäre wohl viel zu leise gewesen. Strikte Lautstärkebeschränkung. Da, wo ich sitze, klingt es jedenfalls super. Nur ist das Verharren in der Hocke hinter einem Gitarrenverstärker und neben dem Schlagzeug vielleicht nicht jedermanns Sache. Allerdings ist es ziemlich kalt auf der Bühne. Daran lässt sich wohl auch nichts ändern, wollte man der Aussage des Bühnentechnikers Glauben schenken. Ich glaube fest, die Nebelmaschine ist schuld, die hier bläst, als ginge es um alles. In Sorge um meine Nieren stecke ich sogar mein Shirt in die Hose, so weit ist es inzwischen gekommen. Immerhin geht es Nino genauso. Wir alten Männer. Nach dem Konzert ist ziemlich schnell der Ofen aus, das kommt mir heute sehr entgegen.

15. November 2004 | Wien (A) ? Tag unter Leuten

Am heutigen Abend spielen VJ! einen Instore Gig in einem neueröffneten Geschäft des Sportartikelherstellers und Modegiganten Adidas. Da das mit akustischen Instrumenten geschieht, ist mir die Teilnahme freigestellt. Ich beschließe, das Schicksal entscheiden zu lassen und bummle die erste Tageshälfte mit Peggy bei schönstem Wetter durch diese herrliche Stadt. Danach ist es Zeit, sich der Realität zu stellen. Ich muss dringend meine Wäsche waschen, nur noch einmal frische Shorts und Socken trennen mich vom sozialen Abseits. Mein Plan, die Zeit im Waschsalon zur Entknotung des Rätsels der Zwölftonkomposition zu verwenden, ist wohl auch ein wenig zu gut gemeint. Es hat keinen Sinn. Außerdem muss ich mich ranhalten. Ich kann entweder mein Zeug vernünftig trocknen, oder die Abfahrt zum Adidasladen einhalten. Wie immer entscheide ich mich für den Mittelweg. Als ich gerade pfeifend und mit einem Rucksack voller klammer Kleidungsstücke den Weg zum Hotel zurückschlendere und mir interessante Ausreden für mein Zuspätkommen zurechtlege, kommt der Bus die Straße hoch. Mit der Zeigefingergeste auf das linke Handgelenk und vorwurfsvollen Blicken bittet man mich zum Aufspringen. Wenn das mein Schicksal ist, nun gut...
Wir stecken im dichtesten Berufsverkehr, falls das hier so heißt. Vollkommen bewegungslos sitzen wir fest, laut Navigationssystem 1200 Meter vom Ziel entfernt. Michel ruft einige Male an und erkundigt sich nach dem aktuellem Status, da sich wohl einigermaßen aufdringlich der Geschäftsführer wiederum ständig bei ihm erkundigt. Sein Vorschlag, ein Taxi zu nehmen, wird unterschiedlich aufgenommen (die Band: lachen; der Geschäftsführer vermutlich: ah, endlich nimmt´s mal jemand in die Hand; Ben: Benzin ins Feuer). Erster ernstzunehmender Lösungsvorschlag: U-Bahn. Steffen und ich verbleiben im Bus und freuen uns zwanzig Meter weiter bzw. zehn Minuten später über die Rückkehr unserer Freunde. Flasche Linie. Also Expedition zu Fuß. Ich werde zum Führer erkoren, weil ich am Nachmittag schon mal davor stand. Und so kann ich gleich noch mit Kram tragen.
Das Geschäft platzt aus allen Nähten vor lauter aufgeregten jungen Leuten, die meisten davon standen auch gestern in den ersten Reihen. Das Eintrefen unserer vier Helden wird mit Jubel aufgenommen und nach kurzem hektischen Aufbau spielen sie charmant ihre Lieder. Mir ist die Nähe von Jugendkultur und Kapital ja aus Prinzip nicht ganz geheuer und ich finde auch die ?Ihr könnt ja solange etwas kaufen?-Witze während der Wartezeit eher bitter. Möglicherweise ist das hier aber auch nicht der richtige Platz, sich darüber zu beschweren.
Die Anwesenden sind überglücklich und haben sicher nicht unberechtigt das Gefühl, etwas sehr Besonderem beizuwohnen. Im Anschluss suchen sich VJ! noch eine Weile durchs Sortiment. Ich könnte langsam etwas zu Essen vertragen.
Für die Abendgestaltung gibt es zwei nennenswerte Möglichkeiten: ein Konzert von Mia oder eins von Urlaub in Polen. Ich kann nicht wirklich von einer freien Entscheidung sprechen, es ist eher ein Pawlowscher Reflex. Werde ich vor die Wahl gestellt: 1500 Leute in der Arena oder 50 im B72?; da kann ich nicht anders. Wir trennen uns an der U-Bahn und können uns dann am nächsten Morgen erzählen, wie gut es jeweils war.
 
 
 
 
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