Liebes Tourtagebuch, du erwartest jetzt sicherlich, dass ich völlig depressiv und zitterndin meinem Bett liege und sehnlichst darauf warte, dass Daniel endlich reinkommt und sagt, dass das Intro in 2 Minuten startet und dass die Hütte voll ist. Du denkst, ich trinke jetzt jeden Abend 21.58 Uhr einen kleinen Schnaps und weil danach nichts mehr passiert die ganze Flasche gleich hinterher. Du denkst, ich schaue mir immer und immerwieder die alten Fotos an und die letzten Wochen ziehen wie Jahre anmir vorüber, als würde ich gleich sterben? Natürlich nicht! EinTourloch hatte ich bisher nur zweimal. Das erste Mal nach unserem erstenTourwochenende 1982 (München - Traunstein) und dann nochmal nach Russland. ImMoment bin ich nur glücklich über die letzten Wochen, wir haben uns so gut verstanden, als würden wir gerade auf unsere allererste Tour gehen. Wir hatten Lampenfieber, wir hatten Hunger, wir haben auf Tour gerade mal 1,5 Filme gesehen, weil wir mit dem Quatschen gar nichtfertig geworden sind. Die letzten Wochen waren ein bisschen goldene Hochzeit, nur ohne graue Haare! Es war toll in mitsingende,überraschte (die ersten 3 Lieder), glückliche (die letzten 3 Lieder)Gesichter zu sehen und das Gefühl zu bekommen, mit dem was man macht gar nicht so falsch zu liegen. Die nächsten Tage gibt es kein"Eleanor Rigby", keine fremdem Socken in meinem Bett, keinenschimpfenden Österreicher, keine verschwitzten Hemden, keine rotenHände, kein Roman Fischer, keine Samba, kein Justin Balk undwahrscheinlich wenig laute Musik - und das hat auch seine Vorteile.Ich freue mich jetzt schon, das Büchlein wieder aufzuschlagen unddarauf trinke ich jetzt doch noch einen Kleinen und wenn ich schon maldabei bin, mache ich die Beatles auch gleich noch an. Auf Dich, aufmich und auf alle, die das hier lesen. Gute Nacht! Dein Matze