Virginia Jetzt! auf Deutschlands Glastonbury! Auch wenn der gewaltige Sturm am Tag zuvor und der furchtbare tödliche Unfall alles überschatten, freuen wir uns dennoch irgendwie. Ich wandere auf dem Gelände umher und schaue zu, wie alles aufgebaut wird. Am Einlass steht eine wilde Meute, die endlich rein will, ich schaue mir den verschlammten Zeltplatz und weiss, dass keiner, der heute auf der Bühne steht, sich das geben würde. Auf so einem grossen Festival zu spielen ist aufregend, in der Dusche trifft man Berühmtheiten und alle sind professionell aufgeregt. Da es im Backstage allerdings so ruhig wie in einer Kirche ist, versuchen wir mit etwas lauter Musik die Stimmung anzuheizen. Es dauert keine 10 Sekunden, da steht ein fuchsteufelswilder Manic Street Preachers Bassist im Raum und schreit uns an. Früher schön mit aufgeritztem Unterarm auf der Bühne stehen und sich alles in die Vehnen jagen, was irgendwie in die Spritze passt und sich jetzt bei zu lauter Musik auf einem Festival beschweren! Thank you! Wir gehen auf die Bühne und es verblüfft uns, wie viele Menschen davor stehen. Glastonbury weiss was uns gefällt, sie singen mit, sie tanzen, sie bewerfen sich gegenseitig mit Schlamm und reiben sich damit ein. Während "Weit weg" bin ich so fasziniert davon, dass ich vergesse zu spielen. Meine Mütterlichkeit fragt sich, ob die Armen sich das auch gut überlegt haben und überhaupt genügend Wechselklamotten mit haben. Ich selbst habe mit Kleidung, die eher einem Segelurlaub entsprechen würde, schon eine ordentliche Fehleinschätzung betrieben. Ich entscheide mich, meinen Mund zuhalten, denn ich will ja nicht wie der Manics Typ wirken.